Rheinpfalz 23.06.23
Betroffene von Corona-Impfschäden scheuen die Öffentlichkeit aus Angst, in eine Schwurbler-Ecke gerückt zu werden. Am Mittwoch berichtete ein Pirmasenser über seine Leidensgeschichte, die er nach der ersten Impfung erlebte. Vor allem Ärzte hätten ihm oft nicht geglaubt. Jetzt hat sich eine Selbsthilfegruppe gegründet.
Von Christiane Magin
Der 58-jährige Pirmasenser arbeitet in einer Verwaltung, ist ein nüchtern agierender Mensch, der in der Corona-Pandemie nicht gerade von einer Impfung begeistert war, aber dennoch ins Impfzentrum ging, um sich die erste Impfung abzuholen. Im gut besuchten Veranstaltungszentrum „Plan B“ berichtete der Mann von dem Terminmarathon, den er anschließend erlebte, als es ihm immer schlechter ging und sein Immunsystem praktisch kollabierte.Im August 2021 habe er seine erste und einzige Impfung bekommen, erzählt der Pirmasenser. Kurz darauf habe er bei einer Wanderung gemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimme. Als er daraufhin den Impfarzt konsultierte, habe der ihm gesagt, dass sein Unwohlsein mit der Impfung nichts zu tun haben könne. So etwas habe er noch nie gehört. Seine Beschwerden seien psychischer Natur. Sein Vorschlag: Er könne ihm die zweite Impfung geben. Das hat der Pirmasenser abgelehnt. Von November bis Dezember 2021 habe er dann die schlimmste Phase seiner Krankheit erlebt, hätte aber nicht mal die Chance gehabt, in ein Krankenhaus aufgenommen zu werden, weil bei ihm keine Corona-Infektion festgestellt worden war. „Ich war teilweise gar nicht bei Bewusstsein, hatte einen viel zu hohen Blutdruck, schwere Depressionen, Angstzustände und auch Panikattacken“, erzählt er. In dieser Zeit habe er viele Ärzte konsultiert, aber keiner habe ihn ernstgenommen. Die meisten hätten seine Beschwerden auf die Psyche geschoben. Dabei seien die Symptome zahlreich gewesen: von Augenschmerzen, Bauchschmerzen, Belastungsintoleranz, Darmentzündung, Kopfschmerzen, Gelenk- und Gliederschmerzen, Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Hauteinblutungen, Tinnitus, und Übelkeit bis zu Herzrasen sei alles dabei gewesen.Dann habe er die wichtige Entscheidung getroffen, selbst aktiv zu werden. Sein Überlebenstrieb habe eingesetzt, wie er sagt. Bei Recherchen im Internet sei er auf eine Seite anderer Betroffener gestoßen und habe erkannt, dass er nicht alleine sei. Nach und nach habe er immer mehr Probleme mit seinem Körper bekommen. Sogar spezifische Autoimmun-Antikörper seien bei ihm nachgewiesen worden. Auch seien über ein Jahr nach der Impfung noch Spike-Antikörper produziert worden und im Blut nachweisbar gewesen, also Antikörper gegen Corona. Bis heute sei seine Krankheit nicht als Impfschaden anerkannt, obwohl ein Saarbrücker Arzt genau dies diagnostiziert habe. Warum er seinen Leidensweg so detailliert beschreiben wollte? „Um anderen zu helfen“, sagt er. Von seinen persönlichen Erfahrungen könnten andere profitieren, die unter Umständen ähnlich allein dastehen wie er. Eine Frau im „Plan B“ hatte ähnliche Beschwerden erlebt. Ein anderer Besucher schilderte, wie er nach der dritten Impfung große gesundheitliche Probleme bekam. Der Referent moniert, dass es bis heute keine medizinischen Leitlinien gebe und die Standarduntersuchungen, die von den Kassen bezahlt werden, nicht weiterhelfen würden. Sein größtes Problem sei gewesen, einen Arzt zu finden, der ihm geglaubt habe und die richtigen Untersuchungen in die Wege leiten konnte. Inzwischen gehe es ihm bedeutend besser, überstanden sei die Krankheit aber immer noch nicht. Zumindest könne er wieder arbeiten. Viel habe ihm übrigens der Kontakt zur Natur geholfen, der Aufenthalt im Wald. Denn es sei elementar, Psyche und Körper in Einklang zu bringen. In der finalen Gesprächsrunde kam die Idee zur Gründung einer Selbsthilfegruppe auf. Diese wurde noch am Mittwochabend gegründet. Kontakt Wer an der Selbsthilfegruppe interessiert ist, soll sich unter E-Mail hilfe@b-trifft.net melden.
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